Sein eigener Chef sein und selbst entscheiden, wann welche Arbeit erledigt wird. Das Freelancer-Leben bringt viele Vorteile und Freiheiten mit sich. Doch hinter dieser Freiheit verbergen sich auch Risiken, die oftmals unterschätzt werden. Wie schnell schon kleine Missgeschicke großes Chaos bringen, erfahren Sie im heutigen Gastartikel von Ralph Günther, Versicherungsexperte und Gründer von exali.de. Er hat Fälle mitgebracht, die seinen Versicherungsnehmern genau so passiert sind.

Entwickler legt tagelang alle Formulare der Kundenwebsite lahm

Dass kleine kosmetische Änderungen an einer Website zu einem großen Schaden führen können, bekam ein Entwickler am eigenen Leib zu spüren. Er sollte die Seite eines langjährigen Kunden – eines Busreiseunternehmens – nur minimal umgestalten und feine Änderungen in Sachen Nutzerfreundlichkeit vornehmen. Doch anstatt nach der Arbeit des Webentwicklers in neuem Glanz zu erstrahlen, wurde es auf der Seite des Kunden totenstill. Keine Buchungsanfragen, keine Katalogbestellungen und keine Kontaktaufnahme – und das für mehrere Tage! Schuld waren die Arbeiten des Freelancers, er hatte versehentlich alle Formulare zerschossen. Am Ende stand ein Umsatzausfall von knapp 90.000 Euro! Der ITler bekam eine Schadensersatzforderung in Höhe von 9.000 Euro für den entgangenen Gewinn des Busunternehmens.

Webdesigner soll für illegal veröffentlichte Bilder zahlen

Auch Rechtsverletzungen – zum Beispiel Verstöße gegen das Urheber-, Marken- oder Wettbewerbsrecht – können Freelancern gefährlich werden. So auch einem Webdesigner, dem eine Abmahnung für 20 Promi-Bilder ins Haus flatterte, die er auf seiner Domain veröffentlicht haben soll. Er sieht die Bilder in dem Schreiben des Anwalts aber das erste Mal! Schnell ist klar: Ein Hacker hat seine Seite manipuliert und die 20 Bilder inklusive Schadcode unbemerkt hochgeladen. Bei einer Abmahnung spielt jedoch keine Rolle, wer die Bilder online gestellt hat, haften muss der Inhaber der Seite. Auch wenn ihn keine direkte Schuld trifft. Die Folge: 4.000 Euro Schadenersatzforderung für entgangene Lizenzgebühren und Anwaltskosten!

IT-Dienstleister verursacht Servercrash: 100.000 Euro Schadenersatzforderung

Auch Datenverluste können Freelancer ins Straucheln bringen. In einem weiteren echten Fall ergab eine lange Reihe unglücklicher Umstände am Ende eine Schadenersatzforderung von 100.000 Euro, die ein IT-Experte bezahlen sollte. Alles begann damit, dass sich ein Kunde über eine Fehlermeldung im System beschwerte. Nach einem ersten Versuch, das Problem mit einem Remote-Zugriff zu lösen, machte er sich mit seinem Team im Serverraum auf die Fehlersuche. Nach einiger Zeit fand er die Ursache: Ein Defekt an den Speicherplatten im Server hatte die Datenduplizierung gestört. Er tauschte die defekten Komponenten aus und wollte das vorhandene Backup einspielen. Doch auch das Backup war nicht zu gebrauchen. Als letzten Ausweg beauftragte der IT-Dienstleister eine Datenrettungsfirma, die, anstatt Retter in der Not zu sein, alles nur noch schlimmer machte: Alle Datensätze waren endgültig weg! Den Kunden des ITlers ist dadurch ein immenser Schaden entstanden, für die er letztlich 100.000 Euro Schadenersatz bezahlen sollte.

Es geht noch mehr…

Dies waren nur drei Fälle aus der Praxis, die Freelancern im täglichen Business passieren können. Die exali.de Akten verzeichnen noch weitere Fail-Geschichten: Fünf Blogs einer Bloggerin werden als Verteilzentrum für Schadsoftware missbraucht, ein Webshopbetreiber soll 40.000 Euro für eine Urheberrechtsverletzung zahlen und ein ITler ruiniert Chromwalzen bei einem Industriekunden. So unterschiedlich diese Fälle auch sind, am Ende steht immer die gleiche Konsequenz: Die Freelancer müssen für die entstandenen Schäden beim Kunden haften. Übrigens: In allen hier beschriebenen Fällen hat die Berufshaftpflichtversicherung die Schadensersatzzahlung übernommen.

Auf die richtige Absicherung kommt es an!

Um im Ernstfall nicht das gesamte Business zu gefährden, müssen Freelancer sich rechtzeitig um die richtige Absicherung kümmern – bevor etwas schiefgeht. Eine Berufshaftpflichtversicherung, die sich auf die Risiken in der jeweiligen Branche spezialisiert hat, ist hier ein guter Partner. So schützen sich Freelancer im Schadenfall vor dem finanziellen Ruin. Die Versicherung sollte sich individuell an die Berufsrisiken von Freelancern anpassen lassen, zum Beispiel durch eine Absicherung bei Rücktritt des Auftraggebers vom Projekt oder eine Datenschutz- und Cyber-Eigenschaden-Deckung.

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Ralph Günther, Vorstandsvorsitzender von exali.de gilt als ausgewiesener Experte, wenn es um Risikomanagement und spezifische Haftpflichtversicherungen für freie Berufe, Dienstleister und mittelständische Unternehmen der IT-, Engineering-, Media-  und Consulting-Branche geht. Als einer der Vorreiter im Online-Versicherungsbusiness hat er aktiv an der Verbesserung des Versicherungsschutzes für Freiberufler mitgewirkt und neue Leistungserweiterungen am Markt eingeführt. Sein Wissen gibt er regelmäßig als Autor in relevanten Fachmedien an seine Zielgruppe weiter.

3 Kommentare

  1. Wie lange haben die eingezahlt und wie hoch ist der Monatsbeitrag gewesen? Klingt so als ob die ersten beiden mit dieser Versicherung drauf gezahlt hätten 😉

    • Hallo Waldemar,
      danke für Ihre Nachfrage. In allen Fällen hat der Versicherer die Schadenersatzzahlung übernommen. Wir haben unsere Unterlagen noch einmal herausgeholt und die Daten für Sie herausgesucht:
      Beim ersten Fall „Entwickler legt tagelang alle Formulare der Kundenwebsite lahm“ war der ITler zum Zeitpunkt des Schadens seit rund 1,5 Jahren versichert und hatte bis zu diesem Zeitpunkt knapp über 1.000 Euro Versicherungsbeitrag bezahlt. Der Entwickler hat sich also dank der Berufshaftpflichtversicherung 7.500 Euro „gespart“ (wenn man den Selbstbehalt von 500 Euro abzieht).
      Beim zweiten Fall „Webdesigner soll für illegal veröffentlichte Bilder zahlen“ war der Webdesigner zum Zeitpunkt des Schadens seit circa 9 Monaten versichert und hatte bis zu diesem Zeitpunkt knapp 600 Euro Versicherungsbeitrag bezahlt. Rechnet man 500 Euro Selbstbehalt hinzu, hat der Schaden von 4.000 Euro den Webdesigner 1.100 Euro „gekostet“.
      Beim dritten Fall „IT-Dienstleister verursacht Servercrash“ hatte der IT-Experte besonders „Glück“. Er war zum Zeitpunkt des Schadens gerade einmal einen Monat versichert und hatte circa 100 Euro Versicherungsbeitrag bezahlt. Der IT-Dienstleister hat für eine Schadenersatzforderung von 100.000 letztlich also ca. 600 Euro bezahlt (mit dem Selbstbehalt von 500 Euro).
      Ich hoffe, ich habe Sie jetzt nicht mit Zahlen erschlagen. Falls Sie noch Fragen haben, können Sie sich gerne melden!
      Herzliche Grüße
      Ralph Günther (Gastautor und Gründer von exali.de)

  2. K.-U. Bräutigam on

    Haftpflicht ist natürlich sinnvoll. Schöne Werbung für Exali. Es gibt natürlich auch andere Anbieter, die auch günstiger sind.

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