Als IT-Freelancer hat man verschiedene Möglichkeiten an Projekte zu gelangen. Eine komfortable Lösung, um in passende Projekte zu kommen, ist die Zusammenarbeit mit Personalvermittlern. Die Recruiter greifen oft ein riesiges Netzwerk an auftraggebenden Unternehmen zu und können so schnell für passende Anschlussprojekte sorgen. Grund genug, sich mit der Arbeitsweise von Recruitern zu beschäftigen:

Damit Sie als Freelancer auch die passenden Projektanfragen erhalten und die „wirklich lukrativen Projekte“ ergattern, haben wir mit Hülya Akverdi, Senior Key Account Managerin bei Hays über folgende Themen gesprochen: Welche Freelancer ergattern die lukrativsten Projekte und warum? Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit Personaldienstleistern als IT-Freelancer?

IT-Recruiting Alltag

Wie sieht dein Alltag bei der Vermittlung von IT Selbständigen aus?

„Ich stehe täglich in Kontakt mit vielen Ansprechpartner/innen aus verschiedenen Unternehmen und spreche mit ihnen über geplante Projekte. Die Vermittlung von Freelancern beginnt also schon, bevor es ein Projekt gibt. Sobald ein Projekt reif ist, melden unsere Kunden den Bedarf bei uns an. Die Bedarfsanalyse ist oft unterschiedlich und hängt vom Kunden ab.

Idealerweise stimmen wir den Inhalt jeder Anforderung mit der Fachabteilung ab, denn oft stehen die relevanten Informationen zwischen den Zeilen. Manchmal erhalten wir sehr viele relevante Informationen, manchmal aber auch nur Hinweise und müssen diese suchen. Je höher die Qualität der Bedarfsanalyse ist, desto genauer ist unsere Suche und desto besser sind unsere Kandidatenbriefings.

Nach der Bedarfsanalyse überprüfen wir unser Netzwerk. Wir haben eine sehr große Datenbank mit über 500.000 Kandidat/innen. Unsere Recruiter aktualisieren sie und füllen sie zusammen mit unserem aktiven Sourcing-Team mit weiteren spannenden Profilen. Parallel dazu veröffentlichen wir die Jobs auf verschiedenen Kanälen wie unserer Website oder über LinkedIn, Freelancermap, Freelance.de etc. Die meisten unserer Jobs dürfen wir auf Kundenwunsch nicht veröffentlichen, auch wenn der Name des Kunden nicht genannt wird. Aus diesem Grund ist auch nur ein Bruchteil unserer aktuellen Projekte online und wir können uns nicht auf Bewerbungen verlassen, sondern müssen selbst aktiv werden. Deshalb kontaktieren wir vielversprechende Kandidaten in erster Linie telefonisch. Wir wollen Zeit sparen, direkt über das Projekt sprechen und die Verfügbarkeit klären. Wenn wir die Person nicht erreichen, schicken wir die Projektbeschreibung per E-Mail. In jedem Fall müssen wir über die Stelle sprechen und offene Fragen klären. Dies kann nur telefonisch und in seltenen Fällen vor Ort geschehen.

Wenn ich bereits jemanden kenne, der die Anforderungen erfüllen kann, und ich in der Vergangenheit gute Erfahrungen mit dieser Person gemacht habe, dann wende ich mich direkt an diese. Parallel geht die Anfrage an alle anderen geeigneten Freelancer raus. Der Sinn dahinter ist, dass wir gute Freelancer natürlich weiter über uns in Projekten haben möchten. Deshalb versuchen wir, kurz vor dem Ende eines Projekts ein Folgeprojekt zu finden. Wir schauen uns die aktiven Projektanfragen an und werben intern bundesweit für den Freelancer, so dass sich alle Kolleg/innen ein Bild machen können, ob das Profil zum Kundenprojekt passt. Das kann oft der entscheidende Vorteil sein, denn Personen, die wir intern empfehlen, werden bevorzugt behandelt.“

Sourcing von IT-Freelancern- Was ist aus Freelancer-Sicht entscheidend?

Das optimale IT-Freelancer Profil

„Ein klares und professionelles Profil ist der Schlüssel zu spannenden Projekten. Ohne ein sauberes Profil können wir nicht arbeiten. Das Profil eines Freelancers ist seine Visitenkarte, seine Außendarstellung und spiegelt ihn wider. Lebensläufe können sehr unterschiedlich aussehen, da sie auch den Geschmack der Person widerspiegeln. Dennoch gibt es bestimmte Punkte, die beachtet werden müssen:

Die Struktur eines Lebenslaufs: Ein gutes Profil lässt mich auf den ersten Blick erkennen, wer diese Person ist, was sie macht und wie ich sie erreichen kann. Wenn ich diese Informationen erst zwischen den Zeilen lesen oder suchen muss, dann verliere ich Zeit – und Zeit ist das, was bei der Rekrutierung immer Mangelware ist. So kann es durchaus sein, dass wir dann das nächste Profil sichten.

Gestaltung des Lebenslaufs: Eine gut lesbare Schrift sollte selbstverständlich sein. Im Laufe der Jahre hatte ich Lebensläufe in kursiver Schrift, Comic Sans und sogar Schreibschrift in hellgrau auf weißem Hintergrund. Das Design sollte das Wesen der Person widerspiegeln, aber den Leser nicht überfordern. Manchmal ist weniger mehr.

Profilbild: Zugegeben, ein Profilbild ist kein Muss. Ich persönlich finde es ansprechender und weiß auch, dass ein Großteil meiner Kunden Profile mit Bildern bevorzugt. Wenn ein Bild eingefügt wird, dann sollte in ein professionelles Bild investiert werden. Von Partybildern bis hin zu Fotos in Froschperspektive, mit Sonnenbrille, unscharf, im Stile der 70er….alles schon gehabt. Saubere Kleidung, freundliches Lächeln, gutes Licht und einigermaßen aktuell. Das ist alles, was man für ein gutes Profilbild braucht. Es muss nicht immer das teure Studiobild sein.

Länge: Bei Freelancern reicht mir die Erfahrung der letzten fünf Jahre. Nur bei ganz speziellen Themen schaue ich auf die Zeit davor. Es gibt wirklich tolle Profile, bei denen die wichtigen Projektinformationen auf das Wesentliche verdichtet sind. Dazu gehören: Zeitraum, Unternehmen oder Branche, Rolle, Tätigkeit in wenigen Sätzen, verwendete Tools/Sprachen. Das war’s, das ist alles, was ich im ersten Schritt brauche. Im Gespräch frage ich dann nach einigen Projekten, um mehr herauszufinden. Das Profil eines Freelancers ist das, was der Trailer für einen Film ist. Es sollte die notwendigen Informationen liefern und Interesse wecken, ohne zu viel zu verraten.“

Referenzen

„Neben den offensichtlichen Punkten wie Fähigkeiten und Verfügbarkeit achte ich besonders auf gute Referenzen. Wenn Freelancer bereits mit uns gearbeitet haben, fragen wir unsere Kunden am Ende des Projekts immer, wie die Zusammenarbeit war. Wir geben auch interne Referenzen an. Da wir die Freelancer in den Projekten aktiv betreuen, erfahren wir schon dadurch, ob es eine fruchtbare Zusammenarbeit war oder nicht. Wir wollen wissen, wie die Unternehmen die Professionalität der Freelancer einschätzen. Ob die Zusammenarbeit auf menschlicher Ebene angenehm war. Wie andere im Unternehmen auf den Freelancer reagiert haben. Wie wir die Betreuung empfunden haben. Wenn wir mehrere positive Referenzen haben, neigen wir natürlich eher dazu, den Freelancer mit einer guten Bewertung an unsere Kunden weiterzuempfehlen, als denjenigen, der entweder gar keine oder keine gute Bewertung hat.

Wenn ein Freelancer neu bei uns arbeitet, bitten wir um 2-3 Referenzkontakte. Wir prüfen diese unabhängig und pflegen sie nur für interne Zwecke. Positive Referenzen erhöhen die Chance auf eine Vermittlung erheblich.“

Lukrative Projekte ergattern

Wie können IT Freelancer ihre Chancen erhöhen, möglichst lukrative Projekte zu ergattern? Welche Freelancer sind die, die die besten Projekte bekommen?

Hülya Akverdi: Diejenigen, die ihr Profil vor dem Ende des Projekts aktualisieren und mit der Suche beginnen. Ein gut strukturiertes und übersichtliches Profil rundet dies ab. Wenn wir bereits mit jemandem zusammengearbeitet haben und diese Person positive Referenzen bei uns vorweisen kann, dann sparen wir Zeit und stellen sie nach Rücksprache bevorzugt vor. So konnten wir langfristige Partnerschaften aufbauen, auf die wir besonders stolz sind.

Beim Briefing des Interessenten kann jedoch viel schief gehen. Wenn zum Beispiel unrealistische Stundensätze angegeben werden oder das Profil zu schön erscheint, um wahr zu sein, weckt das schnell unser Misstrauen. Wir sehen uns jeden Tag dutzende von Profilen an und entwickeln mit der Zeit ein Gefühl für Authentizität und Ehrlichkeit. Wenn das, was im Briefing gesagt wird, nicht mit dem Profil übereinstimmt, dann lehnen wir die Profile direkt ab. Die meisten Freelancer haben eine externe Präsenz über LinkedIn oder ihre eigene Website. Das finde ich sehr charmant, weil es die Professionalität unterstreichen kann.

Was zeichnet einen guten Personaldienstleister aus?

Ein guter Personaldienstleister deckt nicht einfach nur die Bedarfe sondern denkt darüber hinaus und verknüpft die richtigen Kontakte miteinander. Außerdem agiert ein guter Dienstleister proaktiv und zielgerichtet.

Außerdem: Die richtigen Fragen zur richtigen Zeit stellen. Mein Job ist nicht der einer klassischen Personaldienstleisterin. Mir ist wichtig, dass die Projekte meiner Kunden erfolgreich sind. Deshalb frage ich lieber, was sie vorhaben, und wir ermitteln dann gemeinsam, was sie brauchen. Fehlt ihnen eine Fachkraft oder brauchen sie etwas ganz anderes?

Wir bieten neben der klassischen Vermittlung von Fachkräften auch andere Dienstleistungen an. Ich kann für meine Kunden Partnerunternehmen suchen, die zum Beispiel den IT-Support komplett übernehmen. Über unser Tochterunternehmen, die Hays Technology Solutions GmbH, können wir agile Werkverträge übernehmen und ganze Projekte für unsere Kunden abwickeln.

Derzeit konzentriere ich mich auf das Thema Cyber Security und baue hier viel Know-how auf, um meine Kunden in Zukunft nicht nur zu unterstützen, sondern auch zu beraten.

Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit einem Unternehmen wie Hays?

„Im Grunde ist es ganz einfach, wir beginnen mit der Bedarfsanalyse. Dann suchen wir in unserem eigenen Netzwerk, sowie in unseren und externen Datenbanken nach geeigneten Freelancern. Wir kontaktieren sie und besprechen die Details des Projekts. Wir prüfen oder fragen nach Referenzen. Wenn es für uns und den Freelancer gut passt, stellen wir die Person mit ihrem aktuellen Profil dem Kunden vor. Wenn der Kunde ebenfalls interessiert ist, vereinbaren wir ein Vorstellungsgespräch. Sind sich der Freelancer und der Kunde einig, dann setzen wir die Verträge auf und betreuen die externe Person im laufenden Projekt. Sollte etwas sein oder gibt es Unklarheiten zu Berechnungen, Compliance, vertraglich, der persönlichen Zusammenarbeit usw. stehen wir zur Stelle und kümmern uns. Nach dem Projekt ist vor dem Projekt für Externe. Noch bevor das Projekt endet, prüfen wir mögliche Folgeprojekte.

So gehen Recruiter von Personaldienstleistern bei der Besetzung von Auftraggeberprojekten vor.

Wenn wir den Freelancer bereits kennen, dann entfallen einige Schritte. Sobald wir die Bedarfsanalyse durchgeführt haben, informieren wir den bekannten Freiberufler und stellen ihn mit seiner Zustimmung vor. Damit entfällt die Suche, einschließlich der Überprüfung von Referenzen. Es mag banal klingen, aber manchmal ist genau das der entscheidende Wettbewerbsvorteil. Speed Matters!“

Was sind die Kriterien, die ich erfüllen muss, damit ein Personaldienstleister wie Hays mir überhaupt Projekte vermittelt?

Habe ich als Freelance-Einsteiger überhaupt Chancen?

„Was wir in aller erster Linie brauchen ist ein Profil. Auch wenn im Profil zunächst nicht viel drinsteht. Am besten schauen Sie unsere Projekte online an und bewirben sich oder melden sich direkt bei uns an.

Selbst wenn das Projekt nicht zustande kommt, sind Sie immer noch in unserem Pool. Da wir aus verschiedenen Gründen nur einen Bruchteil unserer Projekte online stellen, wird die nächste Projektanfrage nicht lange auf sich warten lassen. Wir müssen in der Lage sein, Sie zu kontaktieren, also sind Telefonnummer und Mail obligatorisch. Wer möchte kann sich auch direkt bei uns melden (z.B. per LinkedIn oder Xing). Wir können gerne einen Termin vereinbaren und die Möglichkeiten besprechen. Ich habe schon oft Freelancer vermittelt, die sich frisch selbstständig gemacht haben. Es ist nicht kompliziert, sondern braucht nur Geduld.

Wir haben aktuell einen kandidatenfreundlichen Markt, da der Fachkräftemangel immer weiter zunimmt. Daher wäre es auch fatal, wenn frischen Selbstständigen von unserer Seite aus Steine in den Weg gelegt werden. Wir rollen sie gerne gemeinsam weg.“

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Hülya Akverdi ist Senior Key Account Manager and Specialist in Cyber Security Consultancy bei Hays. Hallo ich bin Hülya. Seit über sechs Jahren vermittle ich Fachkräfte in Kundenprojekte. Ich liebe die IT und kann mir keine andere Branche vorstellen, in der ich tätig sein möchte. Meine IT-Affinität und Wunsch nach Fachwissen haben mich in Richtung Cyber Security geführt. Seit 2022 braue ich diesen Bereich bei Hays auf – intern wie extern. Außerdem bin ich ein begeisterter Video- sowie RPG-Fan.

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