Auf dem Etengo Symposium zur Künstlichen Intelligenz am 16.5.2019 traf ich mit Diplom-Informatiker Michael Eder zusammen, einer der Mitgründer der auf Künstliche Intelligenz und digitale Assistenten spezialisierten Kenbun IT AG. Ob die Künstliche Intelligenz eine Chance auch für IT-Freelancer ist, beantwortet er uns heute in einem Interview:
Ich bin nun über 10 Jahre Software-Entwickler – macht mich die Künstliche Intelligenz (KI) bald arbeitslos?
Da würde ich mir keine Sorgen machen. Die KI stellt im Wesentlichen einen intelligenten Entscheidungskern bereit, der wie bisher in ein gesamtes IT-System integriert werden muss. Die KI benötigt nach wie vor Frontend- und Backendsysteme, meist mit Big Data-Schwerpunkten, und natürlich wie immer eine starke Integration in die bestehende Systemlandschaft.
Prof. Schmidhuber beantwortete meine Frage nach der Zeit, die ein IT-Freelancer mit mindestens 5 Jahren IT-Projekterfahrung bräuchte, um sich für ein KI-Projekt fit zu machen mit ca. 1 Jahr. Sie haben konkrete Projekterfahrungen gesammelt und sicherlich auch neue Mitarbeiter an die KI-Projektarbeit herangeführt. Denken Sie auch, dass 1 Jahr genügt, um im Thema KI projektsicher zu werden?
Für den oben beschriebenen Software-Entwickler, der KI in seinen Systemen einsetzt, sicherlich. Es ist in diesem Kontext hauptsächlich wichtig zu verstehen, was die KI kann und ein Gefühl dafür zu entwickeln, wie KI Systeme funktionieren. Mindestens genauso wichtig ist es, zu verstehen, was die KI nicht kann – zumindest nicht zum aktuellen Stand der Technik.
Wo fängt man idealerweise damit an, sich dem Bereich KI zu nähern?
Eine sehr gute Quelle sind die zahlreich im Netz verfügbaren Videos zum Thema. Auch Plattformen wie Coursera oder Udemy bieten sehr gute Einführungen. Um den Stand der Technik kennenzulernen ist es darüber hinaus hilfreich, sich mit den „High-Level“ Frameworks der großen Plattformanbieter zu beschäftigen, allen voran Google, Microsoft oder IBM. Hierfür einfach einmal selbst ein Proof-Of-Concepts bauen, welches eine bestimmte Fragestellung mittels eines KI-Ansatzes löst!
Wer lernt KI schneller? Derjenige der in der Schule gut in Mathematik, Deutsch oder Biologie war?
Sicher der Mathematiker. Wenn man sich über die oben beschriebene Integration und Nutzung hinaus in die Tiefen der KI begeben will, landet man sofort in der Mathematik. Tatsächlich basieren die modernen Machine Learning Systeme darauf, mathematische Systeme geschickt zu formulieren und zu lösen. Da ist es sicher hilfreich, schon einmal etwas von einem Tensor gehört zu haben oder zu wissen, was eine Ableitung ist. Aber auch für‘s grobe Verständnis wie KI funktioniert ist ein Gefühl für und etwas Erfahrung mit Mathematik sehr hilfreich.
Autonom fahrende Autos hatte Deutschland bereits in den 1980ern – im Rahmen eines Forschungsprojekts an der Bundeswehrhochschule München fuhren 1994 zwei Mercedes Limousinen von München nach Kopenhagen – teilweise mit bis zu 130km/h. Prof. Schmidhuber stellte auf dem Symposium ebenfalls klar, dass auch die Künstliche Intelligenz eine deutsche Erfindung sei. Wieso weiß das hier „niemand“ und wieso verdienen wir damit nicht schon längst gutes Geld?
Das ist eine gute Frage. Tatsächlich bin ich davon überzeugt, dass auch hierzulande schon sehr viel Geld mit KI-Systemen verdient wird. Denken Sie nur an den Einsatz von KI im industriellen Umfeld, einer der Kerndomänen Deutschlands. Auch im Finance Bereich passiert hier viel – wir haben beispielsweise für eine Bankengruppe ein System zur Betrugserkennung mit einem KI-Kern entwickelt.
Ich denke, aktuell hängen wir vor allem im B2C Bereich zurück. Hier bilden sich Quasi-Monopole, die es neuen Marktteilnehmer schwer machen. Das ist aber eine Entwicklung, die bereits lange vor dem Einsatz von KI begonnen hat. Die Internet-Riesen haben diesbezüglich nur erkannt, dass KI sie enorm nach vorne katapultieren kann.
Das Schöne jedoch ist, dass die Forschungsergebnisse im KI-Bereich vielfach publiziert werden und auch die darauf basierenden Frameworks sehr schnell als Open-Source-Systeme allen zur Verfügung stehen. Interessanterweise hat Prof. Schmidhuber auf dem Symposium prognostiziert, dass durch diesen Demokratisierungsprozess und die extrem schnell wachsende, immer billiger werdende computing power, diese Monopole brechen könnten. Ich bin gespannt – wir werden sehen.
In welchem Bereich der IT-Freelancer-Vermittlung erwarten Sie die nächste technische Revolution durch Künstliche Intelligenz.
Hätte ich die Glaskugel, wäre ich sicher nicht hier ;-).
Ich erwarte speziell im Bereich natürlichsprachlicher Assistenten großes Potential, das viele Lebensbereiche revolutionieren wird. Sprache ist das natürliche System, in dem wir kommunizieren.
Deshalb ist die Kenbun IT AG auch gerade in diesem Feld tätig.
Würden Sie IT-Freelancer in einem Ihrer Projekte einsetzen?
Selbstverständlich!
Wir setzen immer wieder Freelancer auf verschiedenen Positionen in unseren Kundenprojekten ein – von Businessanalysten über Softwareentwickler bis zu Projektmanagern.
Herr Eder, vielen Dank für dieses Interview!
Vielen Dank, Ihnen, Herr Wowro.
Mehr Informationen und Kontaktmöglichkeiten mit Michael Eder finden Sie auf Xing oder LinkedIn.
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