Das Konzept New Work ist in aller Munde. Durch Digitalisierung und Globalisierung ändert sich die Arbeitswelt heute in einer rasanten Geschwindigkeit. Entscheidend für den Wandel sind jedoch nicht nur die zwei genannten Megatrends, sondern ebenso die neue Ideologie der jungen Berufstätigen: Die Arbeitskraft von morgen sei laut einer aktuellen Studie von Deloitte vielschichtiger, technikaffiner und vor allem anspruchsvoller. Auch PwC prophezeit eine Zukunft, in der sich Individuen nicht mehr über ihren Job, sondern ihre Fähigkeiten identifizieren.
Es überrascht also nicht, dass die Zahl der Freelancer – vor allem unter den jungen Arbeitskräften – stetig steigt. Neue Technologien ermöglichen, einen Großteil der Arbeit über das Internet erledigen zu können, was sich wiederum mit dem Wunsch nach maximaler Flexibilität der sogenannten Generation Y deckt. Während diese Generation in gewisser Weise zusammen mit dem Internet aufgewachsen ist, kennt die ebenfalls seit ein paar Jahren auf den Arbeitsmarkt einfließende Generation Z die Welt ohne Apps und Messenger-Dienste gar nicht mehr.

Immer mehr Studierende freelancen bereits neben dem Studium
Wenngleich die meisten Personalabteilungen um die Wichtigkeit der Bedürfnisse der neuen Generationen wissen, findet die Zusammenarbeit mit Studierenden meist so wie schon vor 20 Jahren statt: In Form von dualen Studiengängen, Werkstudententätigkeiten und Praktika. Alleine, weil genannte Arbeitsformen in der Regel mit Anwesenheit vor Ort und festen Arbeitszeiten verknüpft sind, werden immer mehr Studierende – vor allem aus den Kreativ- und IT-Studiengängen zu ihrem eigenen Chef. Dies zeigt eine aktuelle Auswertung der Online-Plattform Freelance Junior, einer Freelancer-Plattform, die sich exklusiv an Studierende richtet. Mehr als ein Drittel aller User sind dabei im IT-Bereich tätig:

Die meisten studentischen IT-Freelancer arbeiten auf freier Basis, um ihr in der Uni erlerntes Wissen gleich in der Praxis anzuwenden. Der Aufbau des Portfolios beginnt hierbei meist mit kleineren Projekten, wie beispielsweise dem Erstellen von Landingpages oder dem Schreiben von Datenbankabfragen. Natürlich ist auch die bessere Bezahlung verglichen mit der normaler Studentenjobs attraktiv. Zwangsläufig werden durch die Tätigkeit als Freelancer außerdem die Softskills verbessert, da wechselnde Kunden immer wieder neue Herausforderungen in puncto Kommunikation mit sich bringen.

Zusammenarbeit mit studentischen IT-Freelancern
Es kommt immer wieder vor, dass Senior-Freelancer bei großen Projekten auf Unterstützung von Junior-Freelancern zurückgreifen. Sei es, weil ein Großteil der Arbeit eines Projekts aus relativ einfacher Fleißarbeit besteht, für die man keine jahrelange Arbeitserfahrung benötigt, oder weil der Austausch mit Studierenden frischen Input für die eigene Arbeitsweise liefern kann.
Ein Grund, warum studentische Freelancer auf der anderen Seite gerne mit erfahrenen Freelancern zusammenarbeiten, ist, dass sie so – anders als bei Projekten, die sie alleine bearbeiten – einen Mentor haben, der sie bei Fragen unterstützt. Außerdem haben gerade große Unternehmen oftmals strenge Anforderungen an Freelancer, weshalb jungen Freelancern oftmals der Weg, an interessanten Projekten mitzuwirken, verwehrt bleibt.

Die Risiken
Entscheidet man sich, Teile einer Projektarbeit an einen studentischen Freelancer abzugeben, heißt dies gleichzeitig, dass der Projekterfolg nicht mehr komplett in der eigenen Hand liegt. Bevor man wichtige Arbeiten abgibt, ist es also wichtig, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. Dies gelingt beispielsweise, indem zuerst kleine Aufgaben abgegeben werden. Hierfür eignen sich besonders private Projekte, die neben dem Kundengeschäft verwirklicht werden, da Deadlines hier in der Regel weniger kritisch sind.
Wichtig ist auch, den Auftraggebern zu kommunizieren, dass man plant, Teile des Projekts von einem Kollegen erledigen zu lassen. Läuft das Projekt bereits, lohnt sich vorab ein Blick in den mit dem Unternehmen geschlossenen Vertrag, da es möglich ist, dass in diesem explizit ausgeschlossen wird, dass sich der Freelancer weitere Unterstützung holt. Wichtig: Auch wenn sich im Vertrag keine solche Klausel befindet, ist es ratsam, den Kunden vorher zu fragen – schließlich ist das gegenseitige Vertrauen das Fundament jeder guten Zusammenarbeit. In den meisten Fällen sind die Unternehmen hiermit einverstanden – zumindest solange der Senior-Freelancer weiter die volle Verantwortung trägt.
Da in vielen IT-Projekten mit sensiblen Unternehmens- bzw. Kundendaten gearbeitet wird, müssen Freelancer in der Regel ein NDA unterzeichnen. In jedem Fall ist es sinnvoll ein solches auch mit dem Junior-Freelancer zu schließen – selbst wenn der Kunde selbst auf ein solches verzichtet hat. Schließlich trägt man trotzdem die Verantwortung gegenüber dem Auftraggeber. In diesem Zuge kann auch die Frage gestellt werden, ob der studentische Freelancer bereits eine Berufshaftpflichtversicherung abgeschlossen hat. Zwar mag das im ersten Moment vielleicht etwas konservativ wirken, aber spätestens, wenn dem Nachwuchs-Freelancer irgendwann in ferner Zukunft mal ein Missgeschick passiert, wird er dankbar für diesen Einwand sein.

Die Chancen
Der Fachkräftemangel führt zu einem hohen und akuten Bedarf an IT-Freelancern. Dennoch kommen einem die Aufträge auch als IT-Freelancer – entgegen des allgemeinen Glaubens – nicht zugeflogen. So ist man nicht nur ITler, sondern gewissermaßen ebenfalls Verkäufer seiner eigenen Leistungen. Schließlich möchte man nicht immer das nächstbeste Projekt annehmen, sondern spannende Aufträge, die das eigene Portfolio stärken.
Und dann kommen doch die Momente, in denen man Projekte aus Zeitgründen ablehnen muss, weil man sich mit zweitaufwändigen, meist weniger spannenden Aufgaben herumquält. Genau diese Tätigkeiten können an einen studentischen Freelancer weitergegeben werden. Zumal diese Routineaufgaben gerade am Anfang einer Freelancer-Karriere vom Studierenden als durchaus lehrreich und spannend wahrgenommen werden können. Wer weiß, vielleicht hat der Junior-Freelancer dank einer kürzlich gehörten Vorlesung sogar eine Idee, um den Prozess zu beschleunigen. Denn auch als regelmäßiger Leser des IT-Freelancer-Magazins und anderer Fachzeitschriften, ist es unmöglich über alle aktuellen Entwicklungen und technologischen Trends auf dem Laufenden zu sein.
Bei der Kooperation zwischen Junior- und Senior-Freelancern handelt es sich also um eine klassische Win-win-Situation: Studentische IT-Freelancer sind hochmotiviert und möchten von den Erfahrungen der Senior-Freelancer lernen. Im Gegenzug zeigen sie einen hohen Grad an Eigeninitiative und helfen so, endlich wieder Platz für neue Projekte zu schaffen.

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Paul Weinreich ist Mitgründer der Online-Plattform Junico– die Idee für eine Freelancer-Plattform, die sich exklusiv an Studierende richtet, kam ihm während seines Studiums als er beobachtete, dass nicht nur er selbst, sondern viele seiner Kommilitonen anfingen, auf eigene Faust zu arbeiten.

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