Ich las einmal, dass ein Thema bzw. eine technische und/oder soziale Entwicklung dann vollständig in der Gesellschaft „angekommen sei“ bzw. diese „durchdringe“, wenn es auch in deren populären Medien (Roman, Kurzgeschichte, TV-Serie, Film…) behandelt werde.
Dies ist mit unserem Arbeitsfeld, der IT, in den letzten Jahren geschehen. Gab es vor etwa drei Jahrzehnten, als ich den Beruf des Organisationsprogrammierers erlernte, nach meinem Kenntnisstand allenfalls gelegentlich einen Spielfilm oder eine Folge einer TV-Serie, in der jemand ab und zu an überdimensionierten Computern herummurkste, so gibt es mittlerweile zahlreiche Filme/Serien und Romane, die tatsächlich die IT und ihre Segnungen und auch Schrecken in ihren Mittelpunkt stellen… und die dort Beschäftigten zu Helden oder Schurken machen.
Meistens ist dies im Bereich der Science-Fiction der Fall, ganz in der Tradition der Anfänge dieses Genres im 19. Jahrhundert, als Mary W. Shelley in „Frankenstein“ die Erschaffung künstlichen Lebens mit den Mitteln der „Wissenschaft“ beschrieb, Jules Verne bereits U-Boote und Weltraumfahrten vorhersah, so wie H. G. Wells Zeitreisen und die Landung Außerirdischer auf der Erde. Aber die Science-Fiction von heute ist nicht selten die Wirklichkeit von morgen!
In einer kurzen Serie im IT Freelancer Magazin werde ich mich mit einigen IT-Themen beschäftigen, die mittlerweile von der populären Kultur aufgegriffen wurden. In Form von Lese- oder Hörbuchempfehlungen möchte ich den ein oder anderen Freelancer-Kollegen dazu animieren, sich auch einmal mit der – hoffentlich – unterhaltsamen Darstellung unseres Berufs auseinanderzusetzen.
Im IT Job Magazin 3/2015 präsentierte ich bereits den Roman „Der Circle“ von Dave Eggers, der im Wesentlichen die Thematiken soziale Netzwerke und die Arbeitswelt von „morgen“ (?!) behandelt. Meine heutige (Hör-) Buchkritik thematisiert einen Roman, der von Internetspionage und Cyber Crimes handelt:
Netwars – der Code
von M. Sean Coleman
Hörbuch, 6 CDs, ca. 413 Min.
Bergisch-Gladbach 2014: Bastei-Lübbe Audio
„bearbeitete Fassung“, gelesen von Rolf Berg
Der geniale Hacker Strider (so sein Spitzname, wenn er in die unendlichen Tiefen des Internet, besonders des Deep Web, eintaucht) macht es sich entsprechend dem von ihm gelebten (Lebens-) Code zur Aufgabe, üble Leute zu vernichten, die als gesellschaftlich hochstehende Personen (Politiker, Wirtschaftsbosse) glauben, über dem Gesetz zu stehen. Dann arrangiert Strider, z.B. für Menschenhändler oder Kinderpornographen, dank seinem technischen Geschick „kleine Unfälle“…
Hauptberuflich arbeitet er jedoch wie ein klassischer Superheld mit einer Geheimidentität bei der englischen National Cyber Crime Unit (NCCU) und soll dort eigentlich auch Taten wie die seinen aufklären – ein Spannungsfeld, das sich vom Helden auf den Leser bzw. Hörer überträgt. Es ist auch nicht allzu viel Science-Fiction dabei; die meisten der hier dargestellten illegalen Spionier- bzw. Sabotageleistungen dürften Hacker heute bereits ausführen können; man siehe z.B. die Verlautbarungen des Chaos Computer Club.
Insgesamt also einmal eine erfreuliche Darstellung des Themenkreises Computer/Internet/Software in der Literatur, zudem auch noch recht spannend und realistisch. Nur eines mag ein wenig phantastisch anmuten: Als zweite Hauptfigur tritt die äußerst attraktive, exotische Software-Spezialistin Rebecca auf – attraktiv und Software, ist das nicht ein Widerspruch in sich? Welche schöne Frau vergräbt ihre Reize in stickigen Büros, um vor der Glotze zu versauern?
Das Deep Web, so wird im Roman das Darknet genannt, lässt vermuten, der Roman sei eine literarische Reaktion auf den Terroranschlag dieses Jahr in München, wo der Täter eine im Darknet besorgte Schusswaffe nutzte. Aber Colemans Roman ist ja schon zwei Jahre alt.
Sprecher Rolf Berg hat eine männlich-markante Stimme und wäre somit in einer Reihe mit Hörbuchsprechern wie Johannes Steck und Torsten Michaelis zu sehen, allerdings fehlt ihm (noch?) deren Variabilität. Dafür wächst er bei besonders spannenden Passagen über sich hinaus, scheint geradezu mit den Akteuren mit zu fiebern.
Insgesamt also eine gelungene Präsentation, und der zweite Teil steht auch schon in den Startlöchern.
Der Autor von Netwars
Der in London lebende Autor M. Sean Coleman ist ein Multimedia-Talent. In den 1990-ern schrieb er für die Online-Version von Douglas Adams‘ Bestseller „The Hitchhiker’s Guide to  the Galaxy“, arbeitet fürs Fernsehen, macht Graphic Novels und auch Bücher für Kinder. Seine Internet-Seite:
http://www.mseancoleman.co.uk/
Ein Interview mit ihm:
http://www.netwars-project.com/de/features/autor-m-sean-coleman-nach-meinen-recherchen-war-ich-uberzeugt-man-wurde-mich-beobachten/

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Klaus-Michael Vent plünderte schon als Schüler Leihbibliotheken auf der Suche nach Science Fiction Romanen und schrieb dann selbst welche, veröffentlichte in den 1970-er und 1980-er Jahren unter seinem Pseudonym Michael Sullivan Heftromane dieses Genres sowie auch Horror und Western in den Verlagen Pabel, Moewig und Kelter sowie zahlreiche Beiträge (Stories, Artikel, Buchkritiken) für kleine Fantasy-Magazine. In den 1990-er Jahren schrieb er als Programmierer von Börsen-Software Sachtexte zu IT-Themen, Börse, Unterhaltungselektronik und vieles mehr unter anderem für das jährlich erscheinende Lexikon der Gegenwart "Aktuell" (Harenberg-Verlag). Seit dem Jahrtausendwechsel, bei dem er erfolgreich das durch den Millennium-Bug erwartete Chaos verhinderte, legt er seine alten Romane neu bei Verlagen wie Emmerich Books&Media Konstanz und Atlantis Stolberg auf und fügt neue hinzu: http://www.emmerich-books-media.de/htm/9_de.html http://www.amazon.de/-/e/B007DCYM4I Einen Gesamtüberblick über sein literarisches Schaffen, zu dem ihm sein Hauptberuf als Freelancer immer noch ein wenig Zeit lässt, findet man zu seinem richtigen Namen und zu seinem Pseudonym unter http://www.chpr.at/sfs.html Kontakt gerne via Xing http://www.xing.com/profile/Michael_Vent oder Michael_Vent(AT)yahoo.de

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